zeichen setzen: hr fricker in vnà

vnà bildet eine fraktion der gemeinde ramosch im unterengadin. rund 70 menschen leben in vnà, der ort ist überaltert, der kindergarten wurde geschlossen, die ehemalige kindergärtnerin ist nach langenthal im kanton bern weggezogen, die wenigen schulkinder fahren ins tal zum unterricht. vom sterben ist aber auch die sprache von vnà bedroht. «valader» heisst der rätoromaische dialekt, der hier gesprochen wird. doch wie in allen anderen gemeinden des engadins ist auch hier die deutsche sprache im gefolge von abwanderung und ferienhaus-migration im vormarsch. hans ruedi fricker, der in trogen (ar) wohnhafte künstler und direktor des alpstein museums, hat im sommer 2004 in vnà zeichen gesetzt: an vierzig bauten hat er viersprachige farbige schilder angebracht. jeweils ein verb in rätoromanisch in grossen lettern, darunter die übersetzung in vier sprachen. wer in vnà ankommt, entdeckt die schilder, begibt sich auf einen dorfrundgang, staunt über die schönen alten bauten und begegnet so schönen farbigen ausdrücken wie «rebüttar» (abweisen), «chatschar» (antreiben), «cusgliar» (beraten), «far las bellinas» (schmeicheln) oder «spiegar» (erklären). die hausbesitzer haben sich bereit erklärt, frickers farbschilder anzubringen. in der «usteria tschütta», jenem ehemaligen gasthaus von vnà, das demnächst zu einem kulturzentrum umgewandelt werden soll, lagern weitere 30 schilder: wer will, kann nach einer gewissen zeit ein neues schild an der hauswand anbringen. die schilder sollen dazu ermuntern, sich mit der schönen und vom untergang bedrohten sprache auseinanderzusetzen. zu hoffen bleibt, dass in vnà auch in zukunft menschen leben werden, die dem touristen bei der aussprache der farbigen tätigkeitswörter helfen können.

vnà liegt im unterengadin unweit von scuol. von zürich aus mit der bahn nach landquart und klosters, von dort durch den vereinatunnel nach scuol.