ohio

roman von ruth schweikert

der amerikanische bundesstaat ohio gab den titel. ohio ist das sehnsuchtsziel von roberto und amalia lazzaroni, eines hotelangestellten-ehepaars im engadiner ferienort celerina. nach ohio wollen die beiden auswandern. doch so weit wird es nie kommen, denn lazzaronis bleiben im engadin. hier lebt ihr sohn michele. und hier wächst dessen sohn andreas, eine der beiden hauptfiguren des romans, auf. anfang und ende der geschichte der beziehung des gynäkologen andreas lazzaroni und seiner frau merete, einer kunsthistorikerin, finden in der südafrikanischen hafenstadt durban statt. dorthin ist andreas mit einem ticket hingeflogen, das merete ihm gekauft hat, dorthin ist ihm merete gefolgt. almut, andreas‘ mutter, hat als kind den zweiten weltkrieg in breslau und die flucht der deutschen aus schlesien erlebt. merete war ein findelkind: als silvia und max hubers leibliche tochter merete 1965 in durban stirbt (vater max war dort in waffengeschäften unterwegs), findet sich ein ausgesetztes indisch-weisses mischlingskind als ersatz. das ersatzkind erhält den namen des verstorbenen säuglings. was doch sehr konstruiert daher kommt, endet nicht weniger gewollt: wohl weil merete einen freund hat und weil sohn jonathan beim radfahren in begleitung von vater andreas irgendwo in der nähe des zürcher escher-wyssplatzes einen unfall mit kopfverletzungen erleidet, wählt arzt andreas lazzaroni den freitod im indischen ozean. ruth schweikerts zweiter roman ist voller konstruierter brüche, manchmal auch nicht frei von clichés. eine komplexe familiengeschichte über mehrere generationen, zürcher stadtszenerien am käferberg und auf dem hürlimannareal, das engadin mit der kirche san gian und das ‹blue waters hotel› in durban sind die handlungsorte, eines familienromans, dem wir mit interesse für die autorin begegnen, der ein weniger gekünstelt zusammengefügter weiterer roman zu wünschen ist.

ruth schweikert, ohio, 215 seiten, ammann verlag, isbn 3-250-60051-2; fr. 35.20