dreckskerl

roman von wojciech kuczok

grossvater hat noch vor dem krieg im schlesischen grubengebiet ein haus für sich, seine frau, für die kinder und für die kindeskinder gebaut. ein haus, das den zweiten weltkrieg überdauert hat. hier wohnt jetzt sein sohn, der im buch stets nur „der alte k.“ genannt wird. auch dessen sohn, der ich-erzähler, nennt seinen vater so, der gerne bei der erziehung schnell zum gurt greift, mit dem er den eigenen sohn bei jeder pädagogisch sich bietenden gelegenheit auspeitscht. der alte k. hat früher bilder gemalt, seine nachbarn sind alle in den kohlengruben der region beschäftigt. der alte k., sein bruder sowie die schwester wohnen lange im elterlichen haus. weil sich die verhältnisse nach dem krieg verschlechtert haben, muss die untere wohnung des hauses vermietet werden, jetzt ist nichts mehr so wie früher: die klingel, mit der man einst die bedienung herbeirufen konnte, ist noch da, aber das in die jahre gekommene haus kennt keine dienerschaft mehr. die mieter im erdgeschoss muss man akzeptieren, ein gespräch mit ihnen meidet man aber mit system. ein anderer bruder des alten k., lolek, war früher psychiatriepfleger. er hat einen roman geschrieben, den aber kein verleger drucken wollte. und die schwester der beiden ist fromm und betet. wenn der erzähler in die schule geht, dann hat er ein spiessrutenlaufen zu absolvieren, denn die anderen jungs, diejenigen von der nahen friedhofstrasse, allesamt proletarier und kinder von totengräbern, sind grosse meister im anspucken. der alte k. beschliesst eines tages, seinen ungezogenen sohn in ein sanatorium einzuliefern. als seinem sohn die flucht aus der heilanstalt gelingt, ist es die mutter, die den sohn wieder aufnimmt. der alte k. verzieht sich wie so oft grummelnd in seine werkstatt oder zu den nachbarn. weil er von seinem vater beleidigt, geschlagen, verachtet wird, will der sohn den alten k. umbringen. doch es bleibt bei den tötungsphantasien. der alte k. hat das ererbte haus niemals wirklich saniert, was sich rächt: das haus kracht bei einer sturzflut auseinander, unrat und jauche einer überfüllten grube überfluten das gebäude und reissen den alten k. und seine beiden geschwister sowie die eingemieteten nachbarn mit in den tod. ein traurig-frechwitziger roman hervorragend übersetzt von gabriele leupold und dorota stroinska.

suhrkamp verlag, isbn 978-3-518-41884-0